19.11.2025

Hamburg: Illegales Spiel wird „riesengroßes Problem“ – Politik muss handeln

Die Mitglieder des Hamburger Automaten-Verbandes beklagen seit Jahren einen massiven Anstieg des illegalen terrestrischen Glücksspiels. Dies ist auch eines der Hauptthemen auf der Jahreshauptversammlung des Hamburger Automaten-Verbandes im Hotel Böttcherhof am 18. November.

Vorstandswahlen beim Hamburger Automaten-Verband – der alte und neue Vorstand (v.l.): Matthias Wende (erweiterter Vorstand), Frank Sengpiel (stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister), Gundolf Aubke (1. Vorsitzender), Maximilian Eich (erweiterter Vorstand) und HAV-Justiziar Rechtsanwalt Sven Achnitz.

Dr. Daniel Henzgen, Mitglied der Geschäftsführung von Löwen Entertainment, geht in seinem Vortrag deutlich auf die Probleme in Hamburg ein, macht den HAV-Mitglieder allerdings auch Mut und ruft ihnen zu: „Sie alle haben nach Paragraf 1 des Glücksspielstaatsvertrages einen öffentlichen Auftrag.“

DAW-Länderbeauftragte Sabrina Kahmann berichtet von politischen Gesprächen und von dem Entschluss der Justizministerkonferenz, das illegale Spiel konsequent zu verfolgen.

Simone Storch, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Automatenunternehmen, weist unter anderem auf die Broschüre des BA "Legales Spiel stärken – Schwarzmarkt bekämpfen" hin.

Der Hamburger Automaten-Verband (HAV) hat gewählt. Bei der Jahreshauptversammlung am 18. November im Hotel Böttcherhof in Hamburg bestätigten die Mitglieder den HAV-Vorstand in ihren Ämtern. Gundolf Aubke bleibt somit 1. Vorsitzender, Frank Sengpiel übernimmt auch in Zukunft das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden und Schatzmeisters. Maximilian Eich und Matthias Wende wurden ebenfalls in ihren Ämtern als erweiterte Vorstandsmitglieder bestätigt.

Die vergangenen Wahlen des Bundestages und der Hamburger Bürgerschaft im Februar und März dieses Jahres waren auch Thema der Begrüßung von Gundolf Aubke. Viele vertrauliche Gespräche mit Politikern der CDU und SPD seien geführt worden.

„Durch eine geschlossene Spielhalle ist noch keine Stadt reich geworden“

Auch Dr. Daniel Henzgen, Mitglied der Geschäftsführung von Löwen Entertainment, beleuchtete mit deutlichen Worten die politische Lage in der Hansestadt.

„Durch eine geschlossene Spielhalle ist noch keine Stadt reich geworden“, legt Henzgen dar.

Nichtsdestotrotz ist Henzgen laut eigener Aussage zum „kontrollierten Optimisten“ geworden. Denn ihm zufolge werde die Politik gesprächsbereiter. Konkret auf unsere Branche bezogen, betont er, dass die durch das illegale Glücksspiel entstehenden Probleme noch deutlicher an die Politik annonciert werden müssen.

„Wir sind Partner der Politik“, unterstreicht Henzgen.

In zukünftigen Gesprächen mit der Politik werde es um die Attraktivität des legalen Angebotes gehen. Henzgen ruft den HAV-Mitgliedern zu: „Sie alle haben nach Paragraf 1 des Glücksspielstaatsvertrages einen öffentlichen Auftrag.“

2026 ist Henzgen zufolge ein spannendes Jahr für die Branche.

Justizminister der Länder beschließen konsequente Starfverfolgung des illegalen Spiels

Dass die Politik offener für Gespräche sei, nimmt auch Sabrina Kahmann wahr. Sie ist Beauftragte für Länderkommunikation in Niedersachsen und Bremen und vertritt bis März 2026 Jennifer Broocks in Hamburg.

Kahmann erläutert die politische Situation im Bund und in Hamburg und unterfütterte dies mit Zahlen. Die DAW-Länderbeauftragte ging zudem auf die Justizministerkonferenz ein, bei der sich die Justizminister der Bundesländer auf eine konsequente Strafverfolgung des illegalen Glücksspiels geeinigt haben. Auch die Bekämpfung der illegalen „Fungames“ solle in Angriff genommen werden. Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben hierbei die Rolle der Federführer übernommen. Übrigens: Interessant ist, dass Bremen als einziges Bundesland gegen das Vorhaben, das illegale Spiel konsequent zu verfolgen, gestimmt hat. Der Tenor der Bremer Verantwortlichen: Es gebe kein illegales Glücksspiel in ihrem Bundesland.

Marktanteil des illegalen Glücksspiels wächst enorm

Gundolf Aubke stellte klar, dass dies nicht für Hamburg gelte.

„Wir gehen mittlerweile von etwa 60 000 illegalen Spielautomaten bundesweit aus. Im Vergleich dazu haben wir in legalen Spielhallen und Gastronomieaufstellungen etwa 158 000 legale Geldspielgeräte. Es gibt eine Zunahme des illegalen Spiels um das Zwölffache im Vergleich zu 2017“, legt der Verbandsvorsitzende dar.

30 bis 50 Prozent des Umsatzes des terrestrischen Spiels werde laut Aubke in der Illegalität erwirtschaftet. Das illegale Glücksspiel erwachse zu einem „riesengroßen Problem“.

Auch hinsichtlich der Strafverfolgung bestehe ein massives Verbesserungspotenzial.

Satzungsänderung – Stärkung des Verbandes

Nicht nur der Vorstand wurde neu gewählt, die HAV-Mitglieder beschlossen auch eine Satzungsänderung. Diese besagt, dass Neumitglieder künftig zu einen eine Aufnahmegebühr von 1 000 Euro zu zahlen haben, zum anderen seien von neuen Mitglieder die Beiträge für ein Jahr im Voraus zu leisten. Damit reagiert der Verband laut Aubke auf das zunehmende Problem, dass Personen, die nur schnell die Vorteile einer HAV-Mitgliedschaft nutzen wollen, wie zum Beispiel Sachkundeschulungen und Sozialkonzept, dann aber ihre Beiträge nicht zahlen.

„Es ist nicht im Sinne des Verbandes, von den Vorteilen zu partizipieren, sich aber nicht an die Regeln eines ehrbaren hanseatischen Kaufmanns zu halten“, betont Aubke.

OASIS-Kontrollen

Die HAV-Versammlung wurde darüber hinaus durch zahlreiche Vorträge bereichert. Simone Storch, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Automatenunternehmen (BA) und Stephan Burger, BA-Justiziar, weisen die HAV-Mitglieder darauf hin, dass das Personal in den Spielhallen nochmals sensibilisiert werden solle, da zurzeit verstärkt OASIS-Abfragekontrollen stattfinden.

Mathias Sluytermann von der Origo Akademie erläuterte, welch positive Auswirkungen Schulungen, vor allem bei den Servicekräften, nach sich ziehen würden. Patrick Waldeck von der 42 GmbH nahm die Mitglieder mit auf einen Parforceritt durch die zahlreichen Werbemöglichkeiten für Spielhallenunternehmen.

Einen ausführlichen Bericht über die Jahreshauptversammlung des Hamburger Automaten-Verbandes lesen Sie in unserer Dezember-Ausgabe.