17.03.2023

20. Symposium Glücksspiel mit Schwerpunkten Online-Glücksspiel, Regulierung und Forschungsvorträge

225 Teilnehmer aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Kanzleien vor Ort im Audimax sowie bis zu 110 Gäste im Stream verfolgten am 14. und 15. März die Vorträge und Diskussionen beim 20. Symposium Glücksspiel an der Universität Hohenheim.

Ziehen auf dem Podium eine Zwischenbilanz zum Glücksspielstaatsvertrag (v.l.): Dr. Jörg Hofmann (Melchers Rechtsanwälte/Moderator), Axel Holthaus (Federführung DLTB), Jutta Keinath (Schmidt Gruppe), Dr. Damir Böhm (Tipwin) und Ronald Benter (GGL).

"Das Ziel ist, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in einen evidenzbasierten, politischen und gesellschaftlichen Diskurs einzubringen", sagt Dr. Steffen Otterbach, Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel.

Nach zwei coronabedingten Online-Veranstaltungen organisierte die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim das 20. Symposium Glücksspiel am 14./15. März wieder vor Ort im Audimax in Hohenheim. Als Hybridveranstaltung angeboten, kamen etwa 225 Gäste nach Hohenheim, während im Stream in der Spitze bis 110 Teilnehmer das Symposium verfolgten.

Die Veranstaltung hat sich laut Forschungsstellenleiter Dr. Steffen Otterbach zum festen jährlichen Treffpunkt entwickelt.

Evidenzbasierte politischer und gesellschaftlicher Diskurs

Das Ziel sei es laut Otterbach, die "wissenschaftlichen Erkenntnisse in einen politischen und gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, der evidenzbasiert ist".

Standen am zweiten Tag überwiegend wissenschaftliche Erkenntnisse im Mittelpunkt, lud die Forschungsstelle am ersten Tag Unternehmensvertreter zur Podiumsdiskussion. Thema: Zwischenbilanz zum Glücksspielstaatsvertrag. Dr. Jörg Hofmann von Melchers Rechtsanwälte moderierte die Diskussion zwischen Ronald Benter, Vorstand der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), Axel Holthaus, Federführung des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB), Jutta Keinath, Leiterin Abteilung Politik und Grundsatzfragen bei der Schmidt Gruppe und Dr. Damir Böhm, Geschäftsführer von Tipwin.

Rechtssicherheit, aber sehr enger rechtlicher Rahmen

Letzterer begrüßt die Rechtssicherheit und den rechtlichen Rahmen, in dem sein Unternehmen arbeiten könne. Er stellt aber auch einen deutlichen Schub vom terrestrischen in den Online-Markt fest, auch beim Umsatz. Böhm weist darauf hin, dass die Zahl der Wettvermittlungsstellen von Tipwin von 600 auf 350 geschrumpft sei. Grund sei hier eine sehr enge Ausgestaltung des rechtlichen Rahmens, hinsichtlich der Auführungsgesetze der Bundesländer, vor allem in bezug auf Mindestabstände und Bestandsschutz.

„Ich sehe deutlichen Verbesserungsbedarf“, sagt Dr. Damir Böhm.

Da sich die meisten Vorträge und Diskussionen um den Online-Markt drehten, waren die Einlassungen von Jutta Keinath zu stationären Spielhallen umso wichtiger. Sie lobte das bundesweite Spielersperrsystem OASIS als „uneingeschränkten Erfolg“. Eines der Hauptprobleme sei aber, dass der Regulierung als Grundkonzept die Repression zugrunde liege. „Damit allein kriegt man den Markt nicht in den Griff“, sagt Keinath. Neu ist ihr zufolge, dass man dieses Phänomen nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch in der Fläche beobachten könne.

„Toxischer Wettbewerb“ und „Atomisierung des Spielhallenmarktes“

In ihrer Bestandsaufnahme sieht Keinath einen „toxischen Wettbewerb“ und eine „Atomisierung des Spielhallenmarktes“.

„Wenn wir unser Produkt so uninteressant gestalten müssen, brauchen wir über Kanalisierung auch nicht mehr zu reden“, betont Keinath.

Das gewerbliche Spiel verkaufe einen sozialen Raum. „Dieses Erlebnis kann man online nicht 1:1 substituieren“, sagt Keinath.

Auch für die Politik sei das Zurückdrängen des Schwarzmarktes ein großes Anliegen. Dabei erkennt Leonie Dirks, Ministerialdirektorin und Amtschefin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg: „Die Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrages ist eine große Herausforderung für die Verwaltung und die Prävention.“

Baden-Württemberg sei gut vorbereitet und gut aufgestellt, so Dirks.

Evaluierung der Spielverordnung

Jutta Keinath von der Schmidt Gruppe setzt sich dafür ein, dass das legale Angebot nicht weiter verschlechtert werde. Ihre Hoffnung liege auf der Evaluierung der Spielverordnung.

Im Anschluss hatten die Abteilungsleiter der GGL, Sebastian Buchholz und Nadja Wierzejewski die Gelegenheit, zum einen über den „Stand der Erlaubniserteilung für das Online-Glücksspiel“ und zum anderen über die „Bekämpfung unerlaubten Glücksspiels im Internet“ zu referieren.

Einen ausführlichen Bericht zum 20. Symposium Glücksspiel, vor allem auch zu den Vorträgen der GGL-Spitzen sowie weiteren juristischen Vorträgen und Studien lesen Sie in unserer April-Ausgabe.