Digitales Symposium Glücksspiel mit facettenreichem Programm – Staatsvertrag im Fokus
Das Symposium Glücksspiel der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim fand am 16./17. März erstmals – coronabedingt – in digitaler Form statt.
Prof. Dr. Tilman Becker, Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel, begrüßte etwa 360 Teilnehmer über die zwei Veranstaltungstage. Das Symposium widmete sich thematisch vier großen Blöcken: Politik und Recht, Online-Glücksspiel, Problematisches Glücksspiel und Technische Aspekte. Der höchstwahrscheinlich am 1. Juli 2021 in Kraft tretende Glücksspielstaatsvertrag diente dabei als thematische Richtschnur.
Erster Anknüpfungspunkt für die Automatenbranche war der Vortrag von Dr. René Seidel, der die Projektgruppe Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) im Innenministerium Sachsen-Anhalts leitet. Der Jurist berichtete über Immobiliensuche, Organisationsstruktur und Personalgewinnung für die neue Behörde in Halle/Saale. Diese soll ab dem 1. Juli 2021 vor allem den deutschen Online-Glücksspielmarkt beaufsichtigen.
Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder ab 2023 voll arbeitsfähig
Die Anstalt werde zwar zum 1. Juli 2021 errichtet, werde aber zu diesem Datum laut Seidel erst über einen Anfangsbestand des Personals, ein bis zwei Dutzend Beschäftigte, verfügen. In den folgenden ein bis eineinhalb Jahren wolle man sukzessive personell aufwachsen. Das bedeutet, dass bis zum 1. Januar 2023 zunächst das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalts viele Aufgaben der zu errichtenden GGL den Online-Markt betreffend übernehmen werde.
Interdisziplinäre Kontroversen
Auch in diesem Jahr erwies es sich als Stärke der Veranstaltung, dass sich Experten aus verschiedenen Bereichen, wie Forschung, Wirtschaft, Hilfeeinrichtungen und Verwaltung interdisziplinär über das große Oberthema Glücksspiel austauschen. Dabei kann es auch zu Reibungen und konträren Sichtweisen kommen. So bezeichnete Prof. Dr. Rüdiger Wulf, Ministerialrat a.D. und Honorarprofessor an der Universität Tübingen, den Glücksspielmarkt als „schmutzigen Markt mit schmutzigem Recht“. Die deutsche Glücksspielaufsicht habe „auf ganzer Linie versagt“. Wulf zufolge würden sich manche Anbieter im deutschen Glücksspielmarkt wie in einem rechtsfreien Raum bewegen. Alle Anbieter von Glücksspiel über einen Kamm zu scheren, sei „schon heftig“, entgegnete Georg Wacker, Geschäftsführer der Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg.
„Differenzierte Betrachtungsweise"
„Wir müssen regulieren nicht durch Polarisieren, sondern durch eine differenzierte Betrachtungsweise, sagte Wacker.
Am zweiten Tag präsentierten mehrere Wissenschaftler „Verschiedene Modelle zur Entwicklung einer Störung durch Glücksspielen“. In diesem Zusammenhang kamen auch zwei pathologische Spieler zu Wort, die eindrucksvoll ihre Erfahrungen schilderten.
Künstliche Intelligenz zur Früherkennung und Prävention
Zum stationären Spiel kommt das ab Mitte des Jahres legalisierte Online-Glücksspiel, das sowohl den Regulierer als auch die Anbieter vor neue Herausforderungen stellen wird. Wie die technische Umsetzunug funktionieren und wie und inwieweit künstliche Intelligenz zur Früherkennung problematischen Spielens beitragen könne, erläuterten Alexander Haberl von Gaming Laboratories (GLI) und Dr. Michael Auer von der neccton GmbH.
Einen ausführlichen Bericht über das diesjährige Symposium Glücksspiel lesen Sie in unserer April-Ausgabe.