16.11.2023

„Einerseits starker Vollzug, andererseits starkes legales Angebot“

Prof. Dr. Jens Junge bei der Mitgliederversammlung in Berlin.

Diskutierten über aktuelle Studien und rechtliche Bedingungen: BA-Geschäftsführerin Simone Storch, Verbandsjustiziar Hendrik Meyer, Verbandsvorsitzender Thomas Breitkopf, 2. Vorsitzender Steffen Rehr, Vorstandsmitglied Tobias Schneegans und DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker (von links).

58 Mitglieder meldeten sich für die Versammlung im Verbändehaus Berlin an.

„Von 4,6 Millionen Süchtigen hat gestern niemand gesprochen“, unterstrich Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes vom Dachverband Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW), bei der Mitgliederversammlung vom Verband der Automatenkaufleute Berlin und Ostdeutschland am gestrigen Dienstag, 14. November im Verbändehaus in Berlin. Stecker reagierte damit in seinem Grußwort auf den „Glücksspielatlas 2023“, der am Tag zuvor vom Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert vorgestellt wurde, und auf eine verkürzende Medienberichterstattung darüber.

In der Studie ist von etwa 1,3 Millionen Betroffenen mit einer glücksspielbezogenen Störung die Rede – „das ist schon schlimm genug“, so Stecker weiter. Des Weiteren müsse man die Zahlen aber „differenzierter betrachten“, so Stecker. In dem Atlas ist von 3,25 Millionen Menschen die Rede, die ein „riskantes Glücksspielverhalten“ aufweisen. „Es gibt verschiedene Gruppen von Risiko-Spielern“, erläutert Stecker. Weiter bekräftigte der DAW-Vorstandssprecher: „Wir brauchen einerseits einen starken Vollzug und andererseits ein starkes legales Angebot. Nur mit dem Vollzug werden wir das nicht hinbekommen.“

Müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen

„Ein Atlas gibt einen Überblick, aber die Details sind entscheidend“, erklärt Prof. Dr. Jens Junge, der im Rahmen der Mitgliederversammlung seine Studie „Spielmotivation und Spielfreude an Geldspielgeräten (Auswirkungen des gesetzlichen Rahmens in Spielhallen und Gaststätten)“ vorstellte. Vor allem ein Ergebnis stellte Prof. Junge heraus: 44,32 Prozent der Befragten würden demnach darüber nachdenken, Spielorte aufzusuchen, die „keinerlei gesetzlicher Regelung unterliegen“. „Da müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen“, so Prof. Junge. Vor allem die strikte Regulierung reduziere die Spielfreude bei 75 Prozent der Spielenden.

Im Anschluss wurde die Situation für Automatenunternehmer in den östlichen Bundesländern von Justiziar Hendrik Meyer vorgestellt. Von der „grundsätzlich traurigen Situation“ in Mecklenburg-Vorpommern, über den „Aderlass“ in Berlin, wo die legalen Spielstätten von 500 auf 120 eingestampft wurden bis zu der „bahnbrechenden“ Regulierung in Sachsen-Anhalt mit der „Aussicht auf ein langfristiges Unternehmerleben“.

Ein ausführlicher Bericht über die Mitgliederversammlung der Automatenkaufleute Berlin und Ostdeutschlandfolgt in der Dezember-Ausgabe vom AutomatenMarkt.