23.01.2012

9 500 IMA-Besucher: Automatenbranche sucht nach Wegen aus der Krise

Mehr als 250 Auszubildene der Automatenbranche demonstrieren auf der IMA für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Mit 9 512 Besuchern und einer Steigerung von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnete die Messe der Deutschen Automatenwirtschaft einen erfreulichen Besucherzuwachs. Dies gilt besonders mit Blick auf die sehr unsichere Gesetzeslage. In Bremen und Berlin gibt es schon neue Landesspielhallengesetze. In anderen Ländern sind sie angekündigt. Mit wohlmöglich Existenz vernichtenden Folgen für Hersteller, Handel und Betreiber von Spielstätten. Man zielt darauf ab, die Branche in fünf Jahren auf breiter Front zu enteignen. 

Große Verunsicherung

In fünf Jahren müssen alle bisher erteilten Konzessionen erneut beantragt werden. Mehr oder weniger große Mindestabstände zu anderen Spielstätten sind künftig vorgegeben. So legen die Gesetzgeber in den Ländern ein Netz von No-Go-Standorten über Städte und Gemeinden, die einem totalen Verbot des gewerblichen „Groschenspiels” nahe kommen. Hinzu kommt das beabsichtigte Verbot von so genannten Mehrfachkonzessionen, die bereits seit 1984 vom Bundesverwaltungsgericht für zulässig erklärt wurden. 

Verständlich, dass vor diesem Hintergrund die Verunsicherung groß ist. Wohl auch ein Grund dafür, dass die Besucherzahlen gestiegen sind, denn in solchen Zeiten erwarten Unternehmer von Ausstellern, Berufskollegen und Verbänden Produkte und Tipps  für die Zukunft. 

Schwarz für ihre Zukunft sehen zurzeit viele Auszubildende und Mitarbeiter der Branche. Deshalb mussten die Gäste der IMA auf ihrem Weg zur Eröffnungsfeierlichkeit durch ein beeindruckendes Spalier von Azubis gehen. 250 junge Leute waren angereist, um mit Plakaten, Transparenten und T-Shirts auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Siegfried Kauder verteidigt die Branche

Neben den jungen Menschen bangen mehr als 70 000 Beschäftigte um ihre Zukunft in der Automatenwirtschaft. Mehr als 70 Prozent davon sind Frauen. Wenn es nach Siegfried Kauder, dem Vorsitzenden des Rechtsausschusses im Deutschen Bundestag, geht, dann haben diese Menschen aber eine Zukunft. 

Während der Eröffnungsfeier der IMA rief er ihnen zu: „Der Staat darf nicht Konkurrenz einfach platt machen und vom Feld fegen, weil er die Möglichkeit hat, Verordnungen zu erlassen. Meine Damen und Herren, ich finde es beschämend, dass eine Berufsgruppe sich mit Hilfe von Gerichten zur Wehr setzen muss, damit Recht auch Recht bleibt."

Kauder weiter: "Was im Augenblick im Bereich Spielhallen passiert, ist etwas, das ein Berufspolitiker nicht hinnehmen darf.” 

Nur noch auf die Gerichte hofft ein Großteil der Deutschen Automatenwirtschaft, so der Tenor der Messegespräche. In diesem Punkt ist man zuversichtlich, weil eine breite Phalanx renommierter Rechtswissenschaftler den neuen Glücksspieländerungsstaatsvertrag nahezu einhellig als verfassungs- und europarechtswidrig einstuft. 

Orderverhalten auf der IMA 2012

Die unsicheren Zukunftsaussichten haben sich naturgemäß auf das Orderverhalten der Messe niedergeschlagen. Langfristiges bleibt in den Regalen. Für das Geschäft der nächsten, in Rechtssicherheit überschaubaren Jahre werden die Spielstätten- und Gastroaufstellung aber deutlich optimiert. Spielgeräte, Geldmanagement für Spielstätten, Innenausstattung und Softwareupdates für den Geschäftsbetrieb standen im Zentrum des Interesses. Der Siegeszug der Multigamer ist nicht aufzuhalten. 

Immer geringere Stundenkosten für den Spielgast rücken das Spiel in die Nähe jeder anderen, erkauften Freizeitbeschäftigung. Mit einem stündlichen, vom Fraunhofer-Institut ermittelten Durchschnittsaufwand von 10,89 Euro sind Kino, Fitness, Ski fahren oder auch der Diskoabend nicht preiswerter, eher teurer und nicht selten weniger spannend. 

Auch ein Grund für den Erfolg der Geräte: Spielautomaten mit mehr als 30 Spielen und kreativen Video-Animationen reiten auf der internationalen Erfolgswelle der iGeneration. 

Optimismus im Bereich Sportwetten 

Sehr gut entwickeln sich die Sportwettbereiche der IMA. Herrschte im vergangenen Jahr hier noch ein Rechts-Chaos, ausgelöst durch Stadt und Landesregierung, konnten die Aussteller in diesem Jahr ruhig ihrem Geschäft nachgehen und sehr großes Interesse vermelden. 

Ausgelöst ist dieses Interesse durch den weltweiten Boom dieses Wett-Themas. Die Sportwettszene hofft auf einen Liberalisierungsumschwung in ganz Deutschland, dem stärksten Markt Europas. Die größten Hoffnungen setzt man dabei auf ein Nein zum neuen Glücksspieländerungsstaatsvertrag durch die EU-Kommission. 

Kritik der Anbieter: Die beabsichtigte Vergabe von nur 20 Lizenzen bundesweit sei rein willkürlich und die beabsichtigte Steuerbelastung weit über jedem internationalem Niveau. 

Zuwachs an Bowling-Investitionen 

Sehr zufrieden auf der IMA waren auch die Anbieter im Bereich der Bowling-World. Offensichtlich überlegen derzeit Betreiber von Spielstätten durch Investitionen in diesem Bereich ihr Geschäft zu diversifizieren und etwas krisensicherer zu machen. Umgekehrt interessieren sich Betreiber von Bowling-Bahnen verstärkt für Unterhaltungsgeräte und Warenautomaten. Zwei Messebereiche, die sich seit Jahren positiv ergänzen. 

Auf ein Machtwort der EU und der Gerichte hofft auch Paul Gauselmann, der Vorsitzende des Industrieverbandes der Deutschen Automatenwirtschaft. Nach seinen Aussagen hat die Automatenwirtschaft in den vergangen fünf Jahren viele Milliarden Euro investiert, die bei einer Übergangsfrist von fünf Jahren in keiner Weise zu amortisieren sind.

Schadensersatzprozesse angekündigt 

Mietverträge, meist mit einer Laufzeit von zehn bis 15 Jahren, langfristige Abschreibungen in Bau und Ausstattung und immer längere Amortisationszyklen machen dies unmöglich. Folglich kündigt Gauselmann Schadensersatzprozesse an. 

Die Schäden werden von Rechtswissenschaftlern auf über vier Milliarden Euro beziffert. Treffen werden diese Schadensersatzforderungen im Fall des Falles die Kommunen. Vielleicht ein Grund, warum sich Landespolitiker derzeit offenbar nicht sonderlich für die Rechtslage zu interessieren scheinen, mutmaßt Paul Gauselmann.

Die IMA wird im Jahr 2013 vom 15. bis 18. Januar am gleichen Ort stattfinden.