FSH bezieht klar Position gegen Online-Gaming – neue Mitglieder im Vorstand – Networking in Schloss-Atmosphäre
Vorstandswahlen, ein spannender „Praxisdialog Personal“ und die Diskussion „Online Gaming – Fakt oder Fake?“ standen im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Fachverbandes Spielhallen (FSH) auf Schloss Reichmannsdorf in Oberfranken. Wie immer das Salz in der Suppe der Verbandsarbeit – die mit satter Ironie aufgeladenen Beiträge des Vorsitzenden Frank Waldeck, die hilfreichen Erklärungen des um maximale Verständlichkeit bemühten juristischen Power-Duos Dr. Damir Böhm und Tim Hilbert sowie das Networking untereinander und mit zahlreichen Ausstellern.
Nach der quirligen Metropole Berlin im vergangenen Jahr dieses Mal zur Abwechslung in der sanften Hügellandschaft des Steigerwaldes in der Ruhe eines abgelegenen Barockschlosses tagen – warum eigentlich nicht! „Hier, im schönen vergnügungssteuerfreien Bayern“, wie Frank Waldeck betonte. Der FSH sei seit seiner Gründung vor sieben Jahren nicht mehr wegzudenken aus der Verbändelandschaft, insbesondere als kraftvolle Vertretung der kleinen und mittelständischen Automatenunternehmen. Die Mitgliederzahl ist weiter gewachsen – auf aktuell rund 125.
Neu im Vorstand: Tobias Schneegans, Benjamin Roick und Michael Holderer
Bewegung im Vorstand: Heinz Basse, Max-Herbert Krumme, Karl Weber und Gundolf Aubke ließen sich nach Jahren des ehrenamtlichen Engagements feierlich verabschieden. Neu hinein gewählt in den Vorstand wurden Tobias Schneegans aus dem thüringischen Sondershausen, Benjamin Roick aus Prüm in der Eifel und Michael Holderer aus Hausach im Schwarzwald, alle drei beruflich erfolgreich und sehr gut vernetzt. Sie verstärken den bisherigen Vorstand um Frank Waldeck, Andreas Braun, Jean Pierre Berlejung, Dirk Fischer und Marcus Seuffert.
Ein ureigener Vorschlag des FSH, den Zutritt zu Spielhallen mit einem Mindestalter von 21 Jahren gesetzlich zu begrenzen, habe es leider nicht in das DAW-Eckpunktepapier geschafft, bedauert der Vorstand.
Frank Waldeck spricht anschaulich von der „Problematik in der Legislative – Scharfschützen oder Handgranaten“. Damit ist gemeint: Schafft es die Branche nicht, gewisse Probleme wie den Boom der Café-Casinos in einigen Großstädten in „Scharfschützen“-Manier zu bekämpfen, sind die Politiker geneigt, zu den „Handgranaten“ zu greifen, wobei auch die Branche Schaden nehmen würde.
Effektiv geeignetes Personal akquirieren
Positiv sei, dass – bei allen Problemen – die kleinen Familienbetriebe eher zu den Gewinnern der Regulierung gehören würden, insbesondere durch das weitgehende Verbot von Mehrfachkonzessionen. Die Legalisierung des Online-Spiels wird weiterhin strikt abgelehnt. „Dass wir mit dieser Haltung eine kleine aggressive Minderheit in der Branche sein sollen, wie jüngst behauptet, ist Unsinn.“
Spannend der „Praxisdialog Personal“. Jean Pierre Belejung, Benjamin Roick und der Experte für Arbeitsrecht Tim Hilbert zeigten auf, was alles in der Praxis geht, abseits der klassischen, oft wenig erfolgreichen Stellenanzeige in einer Lokalzeitung. Die Ideen reichen von Info-Kampagnen in sozialen Netzwerken bis hin zu dem Tool „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ und attraktiven steuerfreien Zuschlägen (der AutomatenMarkt wird noch ausführlich berichten).
Aktuelles zur Rechtsprechung und Tipps aus der Praxis boten in bewährter Form die juristischen Berater des FSH, Dr. Damir Böhm und Tim Hilbert.
Diskussion zum Reizthema Online-Gaming
Abschließend die Diskussion „Online Gaming – Fakt oder Fake?“ mit dem IT-Experten Nicolas Kremer, Dr. Damir Böhm als Leiter der Rechtsabteilung Tipwin und Frank Waldeck, FSH-Vorsitzender. Die Moderation lag in den Händen von Tim Hilbert. Über der Debatte schwebte die Frage, ob ein Siegeszug des Online-Spiels den Untergang des stationären Geschäfts nach sich ziehen wird.
Frank Waldeck betonte seine Skepsis. „Wir sind keine Hinterwäldler in Deutschland, Online-Gaming ist fast überall auf der Welt verboten.“ Der FSH-Vorsitzende verwies auf Beispiele aus dem Ausland, wo das Spiel inzwischen an Tankstellen, in Baumärkten oder in kleinen Hotelfoyers stattfinde. „Da braucht niemand mehr eine Spielhalle.“ Waldeck weiter: „Verbraucherschutz ist in den Online-Casinos nur ein Lippenbekenntnis, anders als im geschützten Spielraum Spielhalle. Wir terrestrische Anbieter sind sensationell gute Steuerzahler mit einem Höchstmaß an Verbraucherschutz und Steuerehrlichkeit.“
Nicolas Kremer kann nicht glauben, dass der deutsche Staat die illegalen Online-Casinos in den Griff bekommen wird. „Die Anbieter sitzen fernab in Ländern wie Aserbaidschan oder Indien. Dahinter stecken zumeist identitätslose Firmen, die die technischen Möglichkeiten virtuos nutzen“, so der IT-Experte. Er sprach auch von „globalen Problemen, die nie und nimmer national gelöst werden können“.
Krypto-Währungen erschweren staatlichen Zugriff
Auch der Zugriff über Zahlungsdienstleister wie Visa, Mastercard, Paypal oder Paysafe sei kaum gesichert. Noch problematischer werde es, wenn Krypto-Währungen ins Spiel kommen. Der Tipp von Nicolas Kremer an die gewerblichen terrestrischen Aufsteller mit einem Augenzwinkern: „Sie müssen das Spielerlebnis derart steigern, dass Ihr Kunde keine Lust mehr verspürt, in seinem Wohnzimmer in Unterhose zu zocken.“
Dr. Damir Böhm registriert einen ausufernden Online-Markt. „Es ist eine Illusion, dass wir die Online-Casinos aufhalten können.“ Stattdessen sollte der Markt vernünftig reguliert werden. Und wer weiß, vielleicht kommen dann auch im Sinne einer Kohärenz Abstandsregeln, Mehrfachkonzessionen und Spielpausen beim terrestrischen Spiel auf den Prüfstand, hofft der langjährige Branchenkenner. Dr. Böhm sieht ganz klar im Pooling – Geldspiel, Lotto und Sportwetten an einem geschützten Ort unter einem Dach – die Zukunft.
Treffen klingt im historischen Gewölbe aus
Auch Heinz Basse bezieht Position: „Eine Regulierung im Internet ist praktisch unmöglich. Ich sehe nicht Chancen, ich sehe Gefahren, und am Ende noch mehr Auflagen, die uns das Leben schwer machen. Ich warne davor, dass Online-Gaming freigegeben wird.“ Weitere Unternehmer wie Max-Herbert Krumme, Karl Weber und Gabriel Kämmerer beteiligten sich an der lebhaften Diskussion, in ähnlicher Weise votierend. Der Abend klang schließlich in schöner Weise bei Speis und Trank im historischen Weingewölbe von Schloss Reichmannsdorf aus.