29.05.2012

Ulmer Psychologen suchen Spielsuchttherapie

Das Forschungsgebäude der Universität Ulm. (Foto: Uni Ulm)

Wissenschaftler der Universität Ulm wollen eine Therapie für Spielsüchtige entwickeln. Sie setzen dabei auf die sogenannte „Motivierende Gesprächsführung“. Das berichtet die in Ulm erscheinende „Südwest Presse“.

Zwischen 100 000 und 300 000 pathologische Spieler soll es nach wissenschaftlichen Erhebungen in Deutschland geben. Verglichen mit "Volkskrankheiten" wie Depression (vier Millionen Betroffene) oder Alkoholismus (zwei Millionen) sind das nur wenige. Doch wahrscheinlich nehme die Zahl von Menschen mit Glücksspielsucht zu, meint Dr. Maximilian Gahr von der Ulmer Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Zunahme von Wettbüros und Spielstätten sowie der Boom von Internet-Glücksspielen legten diesen Schluss nahe.

Allerdings gibt es für Spielsucht bislang keine adäquate Therapie. „Wir haben nichts, was wirklich hilft“, sagt Gahr, „unsere Patienten fallen durch das therapeutische Raster“. Versuche, pathologisches Spielen medikamentös – etwa durch Psychopharmaka – zu behandeln, seien zwar teilweise erfolgreich verlaufen. „Die Rückfallwahrscheinlichkeit ist aber dennoch hoch.“

An der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Ulm will man es nun mit einem nicht-medikamentösen Ansatz versuchen. Basis ist ein Anfang der 1990er Jahre von den US-Psychologen William Miller und Stephen Rollnick ausgearbeitetes Konzept zur Behandlung von Alkoholsucht: die sogenannte „Motivierende Gesprächsführung“. Diese Form der Psychotherapie habe bei Alkoholikern gute Erfolge erzielt, sagen Gahr und Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona, die die Studie gemeinsam leiten.

Für die Studie sind vier bis sieben jeweils halbstündige Einzelgespräche mit Spielsüchtigen in wöchentlichem Abstand vorgesehen.

Vor Beginn der Kurztherapie findet ein einführendes Gespräch statt, nach ihrem Abschluss müssen die Probanden im Verlauf von sechs Monaten dreimal einen Fragebogen ausfüllen. Eine Verordnung von Arzneimitteln ist nicht vorgesehen. Die Behandlung ist kostenlos und findet ambulant statt.