10.12.2025

Studie belegt: Illegales Online-Glücksspiel profitiert von deutschem Steuermodell

Spieler können im lizenzierten Markt mit gleichem Einsatz deutlich kürzer spielen. Das hat eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Econ) ergeben.

„Alle Zahlen unterstreichen: Der illegale Markt wächst. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag wollten die Bundesländer gezielt den legalen Markt stärken. Faktisch weichen viele Spielende durch das Steuermodell auf illegale Angebote aus“, sagt Dr. Dirk Quermann, Präsident des Deutschen Online Casinoverbandes.

Die Besteuerung virtueller Automatenspiele lenkt Spieler in den illegalen Markt. Das hat eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Econ) ergeben.

Die Studie zeigt international vergleichend einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Spielbesteuerung und dem Anteil der Spieler im illegalen Markt. In Deutschland würden dadurch erhebliche Steuerausfälle für die Bundesländer entstehen. Die Untersuchung fand im Auftrag des Deutschen Online Casinoverbandes (DOCV) statt.

Kernproblem: Einsatzsteuer statt Ertragssteuer

Das Hauproblem hierzulande sei, dass jede Spielrunde einzeln besteuert wird. In anderen europäischen Staaten wird der Bruttospielertrag, die Einsätze abzüglich der Gewinne besteuert. Die DIW Econ-Studie untersucht als zentralen Faktor die Spieleinsatzsteuer von 5,3 Prozent auf virtuelle Automatenspiele. Die Analyse zeigt laut DOCV einen empirischen Zusammenhang zwischen Steuerhöhe und Kanalisierungsrate: Je höher die Steuerbelastung, desto geringer der Anteil der Spieler, die legale Angebote nutzen.

Anstieg der Steuer um einen Prozentpunkt gehe mit einer Verringerung der Kanalisierung um im Durchschnitt 0,82 Prozentpunkte einher

Die statistische Analyse ergibt, dass ein Anstieg der Steuer um einen Prozentpunkt mit einer Verringerung der Kanalisierung um im Durchschnitt 0,82 Prozentpunkte einhergeht. Grundlage der Analyse sind Daten von H2 Gambling Capital, Eurostat, der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) sowie der Weltbank aus 18 europäischen Ländern zwischen 2010 und 2024.

„Die Einsatzsteuer drückt die Auszahlungsquoten im legalen Markt nach unten: Wer legal spielt, kann mit dem gleichen Einsatz deutlich kürzer spielen als bei illegalen Angeboten“, mahnt Dr. Dirk Quermann, Präsident des Deutschen Online Casinoverbandes. „Damit profitieren die illegalen Anbieter von der Einsatzsteuer in ihrer jetzigen Form. Wir brauchen einen pragmatischen Weg, um Spielende im legalen Markt zu halten. Eine Reform der Besteuerung verbessert nach den Studienergebnissen die Lenkung in den regulierten Markt deutlich“, sagt Quermann.

Spieler können im lizenzierten Markt mit gleichem Einsatz deutlich kürzer spielen

Die Besteuerungsgrundlage führe in Deutschland zu zwei Effekten. Der Return-to-Player (RTP) liegt im legalen Markt nach Steuern im Schnitt bei rund 89 Prozent. Im illegalen Markt liege der RTP-Wert bei rund 95 Prozent. Die Schlussfolgerung lautet daher: Spieler können im lizenzierten Markt mit gleichem Einsatz deutlich kürzer spielen. Die Einsatzsteuer führte bei marktüblichen Auszahlungsquoten zu einer effektiven Steuerbelastung von 45 bis 60 Prozent des Bruttospielertrags. Im europäischen Vergleich erreichen Länder mit einer Bruttospielertragsbesteuerung bei effektiven Steuersätzen von 20 bis 30 Prozent deutlich höhere Kanalisierungswerte von rund 80 Prozent, so die Studie. Für Deutschland bedeutet das, dass im Jahr 2023 erst bei einer effektiven Bruttospielertragssteuer unterhalb von 30 Prozent eine Kanalisierungsrate von mindestens 80 Prozent erreicht worden wäre.

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) geht von einem Volumen illegaler Online-Glücksspielangebote in Höhe von 400 bis 600 Millionen Euro aus. Eine weitere Studie der Universität Leipzig belegt, dass rund 50 Prozent der Spielzeit auf illegale Anbieter entfällt. Der DOCV weist zudem darauf hin, dass sich die Glücksspieldelikte laut der polizeilichen Kriminalstatistik seit 2020 versiebenfacht haben.

„Der illegale Markt wächst“

„Alle Zahlen unterstreichen: Der illegale Markt wächst. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag wollten die Bundesländer gezielt den legalen Markt stärken. Faktisch weichen viele Spielende durch das Steuermodell auf illegale Angebote aus“, sagt Dr. Dirk Quermann. Das führe nicht nur zu erheblichen Steuerausfällen für die Bundesländer, sondern auch Spielerschutzmechanismen griffen nicht. „Anknüpfend an die Studienergebnisse fordert der DOCV die Einsatzsteuer auf virtuelle Automatenspiele im Glücksspielstaatsvertrag durch eine Bruttospielertragssteuer zu ersetzen“, betont der DOCV-Präsident.